.....Teamlernen
in verschiedenen Gesellungsformen.
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Lernen im Team ist der erste Hauptpfeiler des Medienintegrierten Deutschunterrichts. Befragt man das Internet, sind Teamlernen, Gruppenarbeit und Gruppenunterricht durchaus bekannt, werden auch breit diskutiert, sind aber im Unterricht zumindest der pädagogischen Hochschule noch kaum zum Standard zu zählen. Eine ausführlichere Betrachtung der im Projekt "Eigenständig lernen mit Bild, Ton und Text" eingesetzten Lerngesellungen ist darum wohl angebracht. Denn mangels fundierten Wissens praktizieren Lehrkräfte auf allen Stufen erstaunlich selten Gruppenunterricht obwohl dieser als schulpädagogisch empfehlenswert gilt, und in Wirtschaft und Gesellschaft die Schlüsselqualifikationen Kooperations- und Teamfähigkeit zunehmend gefragt sind.
Eine hochinteressante Studie zum Teamlernen wurde von der Nürnberger Projektgruppe 2001 publiziert (siehe Bericht) .

Kommunikationsfluss im Frontalunterricht

Wo haben Dozierende (Lehrpersonen an Mittelschulen sind da durchaus mitgemeint) eigentlich selber Teamarbeit gelernt - ich meine: bewusst erlernt und systematisch eingeübt? - selbst Teamteaching ist oder war bisher, und nicht nur aus ökonomischen Gründen, kaum eine ertrebenswerte oder gar erforschungswürdige Disziplin für Hochschulkollegien. Gegenwärtig müssten sich aber die pädagogische Hochschulen landauf und landab um Innovation hinsichtlich der Nutzung und Entwicklung kooperativen, tutorierten oder selbstorganisierten Lernens bemühen.

Man sollte, auch wenn es Lernsituationen gibt, die unausweichlich Vorlesung oder Lehrgespräch erfordern, am Frontalunterricht den exkludierenden Kommunikationsfluss von Lehrperson zu Lernperson nicht übersehen.

individuelles Einzellernen

Selbst wenn in der gängigen Praxis längst auch Kürzestportionen individuellen Einzellernens und sporadischen Partnerlernens eingesetzt werden, ändert das nichts grundsätzlich an der Notwendigkeit, kooperatives Lernen nach Möglichkeit zu fördern, weil explizite Kommunikation i.d.R. effizientere Auseinandersetzung mit der Sache ermöglicht.


Partner- und Kleingruppenlernen

Eine pädagogisch auf Lernprozess-Zuwachs ausgerichtete Didaktik fördert und entwickelt systematisch, also mit Langzeitperspektive, das Teamlernen in unterschiedlichsten Gesellungsformen, angefangen vom organisatorisch wenig aufwändigen Partner- und Kleingruppenlernen, das seiner Intimität wegen bei den Lernenden anfänglich beliebter ist als das Gruppenlernen.

Kommunikationsfluss im Gruppenlernen


Gruppenlernen
inkl
teamorientiertes Einzellernen

Gruppenlernen zu viert hat sich im Rahmen des Projekts Medienintegrierter Deutschunterricht aber als lerntechnisch und pädagogisch weitaus effizienter erwiesen als das seiner problemarmen Organisierbarkeit wegen bei Lehrkräften bevorzugtere Partnerlernen. Für das Teamlernen zu viert spricht, dass diese Grösse Jugendlichen aus der Familiensituation nahezu vertraut ist. Zu viert fällt es aber auch leichter, eine effiziente Binnen-Kommunikation aufrechtzuerhalten, sich zu verständigen und sich in Uebernahme von (Gruppen-) Verantwortung zu üben als im üblichen Klassenrahmen.

Voraussetzung dafür ist, dass seitens der Lehrperson den Lernenden einsichtig gemacht werden kann, bei wem Verantwortung und Entscheidungsbefugnis im Teamlernen liegen. Wenn aber einmal klar ist, dass grundlegende Absprachen und Entscheidungen immer vom Team und nicht von Einzelnen getroffen werden, versteht es sich leicht, dass darum auch arbeitsteilige Einzelarbeit vom Team konzipiert, überprüft und verantwortet werden kann. Dieses
teamgesteuerte Einzellernen einzuüben, ist eine der grossen Chancen des in der Anfangsphase sicher etwas aufwändig erscheinenden Gruppenlernens.

Im Projekt "Eigenständig lernen mit Bild, Ton und Text" gehörte es zum Lernarrangement, dass die Lernenden ihre acht Semesterprojekte in Lerngruppen zu viert absolvierten - begründete Ausnahmen waren natürlich nicht ausgeschlossen. Geradezu pingelig wurde aber für die ersten vier Semesterprojekte auf systematischen Wechsel der Teamzusammensetzungen geachtet. Ab zweitem, drittem Semesterprojekt führte die Mitsprache der Lernenden bei der Teamzusammensetzung dazu, dass die Ausgrenzung "unbeliebter", von keinem oder den wenigsten gewählter Klassenmitglieder zum Thema der Klassenkonferenzen gemacht werden musste. Erst ab dem fünften Projekt war darum volle Selbstbestimmung in der Teamzusammensetzung erlaubt, resp. verlangt.

Forschungsfrage:
Sehr interessant wäre es, verbindlich Auskunft zu erhalten, ob dank Internet die Qualität des multiplen Binnendialogs, resp. die Lerneffizienz der Teamarbeit gegenüber ausschliesslich offline abgehaltenen Teamabsprachen steigt - oder gar sinkt. Der relativen Uebersichtlichkeit wegen müsste eine auf vier Teilnehmende beschränkte Teamkommunikation ziemlich leicht zu untersuchen sein. Teamgesteuerte offline- und online- Kooperation systematisch - theoretisch und praktisch - zu schulen oder gar in angewandter Forschung zu evaluieren, wäre meines Erachtens durchaus einer PH würdig, zumal die St. Galler Lernforschung leider lediglich Lern-Dialoge zu zweit untersucht hatte
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Ein weiterführender Forschungsvorschlag, den ich - allerdings wenig gezielt - zur Diskussion stellte, blieb unbeachtet (siehe: "forschungsvorschlag").

Eine hochinteressante Untersuchung über den Zusammenhang zwischen Subjektiven Theorien von Lehrkräften und unterrichtlicher Kommunikation im Gruppenunterricht hat die Nürnberger Projektgruppe 2001 unternommen (siehe Bericht) . Diese Untersuchung stützt sich u.a. auf die drei Dissertationen:
Fürst, C. (1996). Arbeitsaufträge und Lehrerinterventionen im Gruppenunterricht. Erprobung eines prozessorientierten und sprechhandlungstheoretischen empirischen Ansatzes. Diss. Universität Erlangen-Nürnberg.
Hanffstengel, U. von (1997). Innere Konflikte bei Lehrkräften im Gruppenunterricht. Diss. Universität Erlangen-Nürnberg.
Lehmann-Grube, S. K. (1998). Wenn alle Gruppen arbeiten, dann ziehe ich mich zurück. Elemente Sozialer Repräsentationen in Subjektiven Theorien von Lehrkräften über ihren eigenen Gruppenunterricht. Diss. Universität Erlangen-Nürnberg.

Lernen mit Partnergruppen

Eine ideale Form von Lerngesellung entwickelte sich im Projekt Medienintegrierter Deutschunterricht, indem jeweils zwei Gruppen sich zu Lernparterschaften zusammenschlossen, um sich periodisch von aussen kritisch zu spiegeln. Solche Partner-Aufgaben lassen sich in Zusammenarbeit mit der Lehrperson von Präsentationsbesprechungen bis zu Gutachten mit Bewertungsvorschlägen ausbauen.

Lernen im Klassenverband

In einem prinzipiell teamorientierten Unterricht wie dem Projekt "Eigenständig lernen mit Bild, Ton und Text" ist es unabdingbar wichtig, die Kommunikation im Rahmen der Klasse konsequent einzuplanen. Lernen in Klassenkonferenzen ist von allen Gesellungsformen für Jugendliche vermutlich die schwierigste, mutmasslich auch die ineffizienteste, obwohl sie gleichzeitig auch die vertrauteste, aber eben auch schulischste Lern-Gruppierung ist. Das Training im Reden, Auftreten und Agieren vor grossen Publikum ist gesellschaftspolitisch eminent wichtig. Aber auch hinsichtlich der Wissensvermittlung ist der Austausch der erarbeiteten Kenntnisse und Fertigkeiten über die Gruppengrenzen hinaus sehr wertvoll. Was ein Team in seiner eigenen Projektarbeit exakt verstehen und begreifen gelernt hat, soll es einem ähnlich interessierten Publikum in angemessen reduzierter Form weitergeben können. Diese permanente Vermittlungs-Schulung ist einer der grossen Vorteile des Teamlernens im Klassenverband.


globales Lernen

Und dank Internet ist zunehmend auch der globale Diskurs eine elementare Lern- und Schulungsaufgabe von PHs. Zweifellos sind individuelle Lernkontakte müheloser zu etablieren als ein globaler Klassenaustausch. Kulturpolitisch gewichtiger sind aber globale Klassendialoge, auch wenn es dazu sehr viel mehr Planungsaufwand und Organisationsgeschick braucht, um den Mehrwert solcher Kooperationen sicherzustellen.


In diesen Ueberlegungen ging es primär, Ihnen die unterschiedlichen pädagogischen Chancen unterschiedlicher Gesellungsformen anzudeuten. Inwiefern sich mit Teamlernen TEAMFÄHIGKEIT praktisch und systematisch schulen lässt, bedarf einer weiteren Betrachtung.



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.........R U N D G A N G

Stand: 2. 12. 05
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