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LERNTAGEBUCH

Das Lerntagebuch spielt eine bedeutendeRolle in diesem Modell. Das an Stelle von Hausaufgaben laufend zu führende, also obligatorische "LOGBUCH" - so genannt nach dem Bordbuch, in das der Kapitän alle für die Seefahrt zielrelevanten Ereignisse und Daten einträgt - wird zwei bis drei Mal im Semester von der Lehrperson gelesen und (auf Wunsch) schriftlich oder mündlich kommentiert, jedoch von Anfang an bewertet (siehe "noten"). Das "Logbuch" hat zwei Versionen:

es ist einerseits das laufend, offiziell wöchentlich, praktisch aber nach jedem Stundenblock, vorwiegend zu Hause geführte "Arbeitsheft" zur selbstverantwortlichen Steuerung der Teamarbeit (Monitoring) - und es ist anderseits ein Ende Semester einzureichendes "Lernheft" (Reflection), in welchem die Schüler/innen in Form eines Semesterrückblicks Bilanz ziehen und ihre Lernerfahrung (vor allem metakognitive Einsichten) für das nächste Projekt aufarbeiten. Das normale Lerntagebuch darf dieses Doppelgesicht übrigens ebenfalls haben: wer sich nicht preisgeben will, betont den Charakter des "Arbeitshefts", wer stärker am Lernprozess interessiert ist, benutzt lieber die Möglichkeiten eines Lernhefts. Der vordergründige Sinn eines laufend geführten Logbuchs ist darin zu sehen, dass der Lernstand am Ende der Stunde A (oben rot eingetragen) durch die Reflexion gesichert, ja sogar leicht erhöht wird, sodass die Stunde B (oben wieder rot eingetragen) nicht wieder bei null anfangen muss.

Obwohl dieses Instrument keine Eigenschöpfung des Medienintegrierten Deutschunterrichts ist, möchte ich es noch etwas ausführlicher vorstellen und zur strittigen Frage der Bewertbarkeit eines solchen "Tagebuchs" die in Zusammenarbeit mit dem PSU entwickelten Logbuch-Kriterien beitragen.

 

1.

Das Logbuch nimmt kritisch Rückschau:
als Arbeitsheft sammelt es die wichtigsten Beobachtungen über den abgehaltenen Lerntag; es beschreibt den aktuellen Stand und bewertet das erreichte Wissen mit Blick auf den Lernweg.

2.

Es hält aber auch planvoll Umschau
und erweitert den Horizont. Vertiefende Überlegungen ergänzen, verfeinern und erweitern die kritische Besinnung auf Motivation, Lernziele, Teamarbeit und Sachfragen; die Umschau entwickelt vor allem neue Lösungswege und kritische Korrektur von Weg und Ziel.

3.

Ausserdem ist es konstruktive Vorschau,
denn es folgert und handelt in konkreter Vorbereitung: es zieht Konsequenzen aus den in Punkt 1 und 2 gewonnenen Einsichten, entwickelt und beschliesst neue Strategien und bereitet die für die nächste Sitzung notwendigen Massnahmen so konkret und konstruktiv wie möglich vor; es bringt also weit mehr als nur eine Traktandenliste.


Das Instrument des Lerntagebuchs belegt am deutlichsten, dass die Schüler/innen im Rahmen dieses Modells angeleitet werden, sich einen markanten Zuwachs an metakognitiver Kompetenz zu erwerben, was allerdings nicht durch systematischen Vergleich mit Kontrollklassen belegt, sondern nur mit den im Schnitt erstaunlich ergiebigen Lerntagebüchern begründet werden kann.

Entscheidend ist, dass die Schüler/innen zu ganz individuellen Konzepten ihres Lerntagebuchs finden. Eine Schülerin schreibt (bereits in der 1.Klasse) ein fast ausschliesslich auf der Ebene der Selbstkompetenz verweilendes und diesbezüglich ein überdurchschnittlich umsichtiges und persönliches Logbuch, obwohl sie in den Stunden die Gruppe gänzlich sachbezogen zu Höchstleistungen führt. Eine andere reflektiert echt engagiert auf jeder Sa-So-Se-Ebene, kann sich aber kaum je in der Gruppe durchsetzen.

Benotbar ist ein solches Lerntagebuch, wenn die abstrakten Bewertungskriterien verständlich gemacht und an Beispielen exemplifiziert werden. Hier das Kriteriengerüst für die Benotung der einzelnen Dimensionen:

1.
Rückschau

Eine "Rückschau" ist brauchbar, wenn aufgelistet wird, was in der Stunde A erarbeitet wurde (descriptiv) ; eine gute Leistung zeigt sich, wenn diese Arbeit nicht nur registriert/beschrieben, sondern auch "bewertet" wird, wenn eine mehr oder weniger differenzierte Einschätzung gemacht wird, man auch mal dem Aerger oder der Begeisterung freien Lauf lässt (evaluativ); dennoch, eine "Gefühlsdeponie" mag wohl entlasten, dürfte aber wenig weiterhelfen: sind aber auch Begründungen (analytisch) eingebaut, warum es zur Verärgerung kommen musste, liegt eine sehr gute Rückschau vor.

2.
Umschau

Eine Umschau ist brauchbar, wenn sie den kritischen Blick schärft: was hätte besser gemacht werden können und wie? eine Umschau ist gut, wenn sie mehrere Ebenen einbezieht: was muss auf der Sachebene, was auf der Methoden-Ebene, was auf der Teamebene besser gemacht werden ? und eine Umschau ist sehr gut, wenn sie für alle Einwände neue Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, auch weniger realistische, weniger chancenreiche - Hauptsache, die Lösungsvorschläge sind konsequent zielbezogen.

3.
Vorschau

Eine Vorschau ist brauchbar, wenn sie vorlegt, welche Lösungsvorschläge nun in der Stunde B anzupacken sind; eine Vorschau ist gut, wenn sie nicht bei einer Traktandenliste stehenbleibt, sondern konkret entwirft, wer in Stunde B was zu tun hat. Und die Vorschau ist sehr gut, wenn sie auch gleich sagt, was jede und jeder auf Beginn der Stunde B an Vorbereitetem mitbringen muss, damit das vorgesehene Ziel bei den einzelnen Aktionen erreicht werden kann.

 

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Stand: 8. 12. 05
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