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(..........zur resonanz des projekts.
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Information der
Schulbehörden


Offiziell war der Rektor der Neuen Kantonsschule Aarau im voraus von mir über den "Medienintegrierten Deutschunterricht" als ein ziemlich konsequentes Modell eigenständigen Lernens im Rahmen meiner fachunterrichtlichen Lehr- und Methodenfreiheit ins Bild gesetzt worden. Bereits kontaktiert hatte ich auch die kantonale pädagogische Arbeitsstelle, die mir zu diesem grossen Projekt Mut machte; die erhoffte wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projekts hatten die Berater, die bereits vier Schulprojekte betreuten, mir allerdings nicht zusagen können. Auf mein Ersuchen konnte ich nach zwei, drei Semestern den in den Rektoratsräumen versammelten Inspektoren während rund 20 Minuten das Projekt vorstellen - man liess mich ohne Einspruch gewähren. (Zum Umfeld des Projekts siehe "history" ersten Teil).

Information von
Eltern und
Kollegschaft

Der "Medienintegrierter Deutschunterricht" wurde in der alltäglichen Praxis weder vom Rektor, noch von den Inspektoren noch von den Kolleg/innen besucht - von ganz wenigen freundschaftlichen Kontakten abgesehen oder einer Französischlehrerin, die als Zuschauerin bei einer theatralischen Präsentation mitmachte, und den grossen Theateraufführungen meiner Klassen, bei denen gewiss auch Kolleg/innen im Publikum sassen.
Ich musste also über ausführliche Wandzeitungen an den jährlichen Besuchstagen Eltern und Lehrerschaft über Sinn, Zweck und Form des Projekts informieren, was ich in den ersten Jahren zwei, drei Mal versuchte.

Publikation


Erst Oktober 1996 konnte ich am St.Galler Kongress "Lernkultur im Wandel" an einem kleinen Treffpunkt das Modell erstmals vorstellen; veröffentlicht wurde der Tagungs-Katalog im Frühjahr 1997. Ein zweites Mal skizzierte ich das Modell im Herbst 1998 auf dem Symposion Deutschdidaktik in Siegen, worauf ich es auch im Anhang zum Tagungsband vom Februar 1999 in "Deutschdidaktik und Medienerziehung" (kopaed) kurz präsentieren durfte. Ausserdem wurde die alltägliche Praxis des Medienintegrierten Deutschunterrichts drei Mal von auswärtigen Gymnasiallehrergruppen (darunter Leute von der WBZ) besucht - mit anregenden anschliessenden Gesprächen (und teils jahrelangem freundschaftlichem Kontakt). Und zweimal lud mich Theo Byland, ein ebenso engagierter Französischlehrer aus dem Kollegium der NKSA ins Höhere Lehramt der Uni Zürich, um angehenden Gymnsaiallehrer/innen diesen Deuischunterricht vorzustellen. Das externe Interesse war vergleichsweise riesig.

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negative Resonanz







Schwer zu verkraften waren nach den externen Besuchen die zunehmenden Widerstände gegen den Medienintegrierten Deutschunterricht aus dem Aarauer Lehrerkollegium. Eine Musiklehrerin beschwerte sich massiv in einer Lehrerkonferenz, dass die beteiligten Schüler/innen nicht mehr übten und Montags unvorbereitet in die Violinstunde kämen, weil sie jeweils Sonntags im Schulhaus am Projekt arbeiteten. Der Rektor wollte mir den Schulhausschlüssel entziehen, weil die unbeaufsichtigten Schüler/innen Sonntags ja damit unbefugt in sensible Räume hätten eindringen können.
Erstaunlicherweise wurde das Modell Eigenständig Lernen mit Bild, Ton und Text auch danach nicht behindert. Im Frühjahr 2000 wurde mir sogar gestattet, einen Weiterbildungstag "Eigenständig Lernen" für das Lehrerkollegium zu veranstalten - allerdings im Alleingang und während der Maturitätsprüfungen - aber mit Unterstützung von Freunden aus dem Kollegium und der Mitwirkung zweier Kollegen aus dem Didaktikum.

Akzeptanz von innen

Mangels wissenschaftlicher Begleitung bleibt die Einschätzung höchst subjektiv: ohne "optimistische" Sicht wäre es wohl unmöglich, ein solches Projekt aufzugleisen, durchzuführen und weiterzuentwickeln. So fragwürdig die folgende Gesamteinschätzung klingen mag, auch in der Retroperspektive sind es die jungen Menschen, die mich durchhalten liessen, ihr zunehmend selbstbewussterer Gang, ihre erstarkende Selbstbestimmung, ihr Erfolg auch in den andern Fächern. Und zutiefst beeindruckend sind für mich natürlich die fachlichen Leistungen*, die schon teils schon im ersten Semester einstellten - selbst im heiklen Bereich der Lerntagebücher. Das war eine unglaublich spannende, dankbare Aufgabe.
Meines Erachtens ist das Lernmodell - summa summarum - von den Lernenden voll akzeptiert und vor allem weitestgehnend adaptiert worden.

*) in dieser Darstellung wird einzig eine Serie von Bild/Text-Beispielen dokumentiert; siehe
"
medienintegriert: bild und text"

Rahmenbedingungen

Wenn das Projekt seitens der Lernenden wirklich ein durchgehenderr Erfolg war, wie ich es einschätze, dann gab es dafür eine Reihe sehr guter Gründe, die ich unbedingt aufzeigen muss:

1. räumliche Voraussetzungen:
Der gesamte Deutschunterricht dieses Projekts konnte mit allen Klassen ins Reserve-Schulzimmer in den Keller (mit indirektem Sousol-Tageslicht) verlegt werden: direkte Immissionen wurde so vermieden; mit dem Abwart setzten wir uns ins Einvernehmen wegen der höheren Unordnung, die über Wochen kreative produzierende selbstorganisierte Gruppen phasenweise hinterlassen.
Ausserdem befand sich neben dem Schulzimmer ein zweiter Reserveraum (ebenfalls eine ehemalige Militärunterkunft), den ich als Leiter des Darstellenden Spiels bereits für das Schultheater in Beschlag genommen hatte und über den ich frei verfügen konnte. Fast frei verfügbar waren auch die unbenützten Gänge und Nischen im Untergeschoss. Zudem war die Neue Kantonsschule damals schon mit einer geräumigen Mediothek samt Cafeteria ausgestattat

2. technische Ausstattung:
Für den "Medien"-integrierten Deutschunterricht und seine Präsentationen elementar war zum einen der grosse speziell hergerichtete Theaterraum mit optimaler mobiler Theaterbeleuchtung. Zum andern hatte ich als Lehrbeauftragter für Medienkunde auch freie Verfügung über die in meinem Deutschzimmer deponierten Monitore und Videokameras, Tongeräte und sehr bald auch einen Internetzugang - die gesamte Computerausrüstung (PC und Mac samt Programmen, Scanner, Drucker und CD-Brenner) musste ich allerdings aus privaten Mitteln beschaffen, wie übrigens auch die erste Video-Studio Ausrüstung mit drei sanchron schaltbaren Kamerras und passendem analogem Kameramischer.

3. Stundenplan:
Am damaligen Pädagogisch-sozialen Gymnasium beanspruchte das Fach Deutsch 5 Wochenstunden. Dank der Möglichkeit, pro Schuljahr Stundenplanwünsche zu beantragen, liess sich ein Dreistundenblock für das Hauptprogramm (eigenständige Projektteams) und eine Doppelstunde für das Nebenprogramm (angeleiteter Unterricht inkl. Aufsatzprogramm; in der zweiten Semsterhälfte von Fall zu Fall aber auch für Präsentationen dem Hauptprogramm unterstellt) einrichten. Nicht ganz so grosszügig war die Dotation für die neusprachlichen Klassen. Hier musste das Hauptprogramm sich mit 2 Stunden begnügen, bekam aber öfters auch die Doppelstunde des Nebenprogramms zugesprochen.

Profilanforderungen
und Empffehlungen
für Projektleiter

1.)
Dass man für diese Aufgabe nebst fachlich ausgebildetem Gymnasiallehrer auch noch Medienbeauftrager und Schultheaterleiter mit professioneller Kleintheatererfahrung sein muss, ist hilfreich, aber keine unabdingbare Voraussetzung. Als Profilanforderung davon ableit- und definierbar ist hingegen die Bereitschaft und Fähigkeit, Kreative Prozesse anzuleiten , verstehen und bewerten zu lernen.

2)
Ableitbar aus den acht Jahren Erfahrung ist allerdings ganz generell: falls diese Kompetenzen nicht in einer einzigen Person vereint sind - und das dürften sie wohl recht selten sein - , dass man solche Projekte ohnehin mit grösserer Erfolgsaussicht mindestens zu zweit, besser zu dritt oder viert initiiert und kooperativ, nach Massgabe der beteiligten Kompetenzen, sehr viel umsichtiger leiten kann. TEAMTEACHING
(siehe "lehrerrollen") ist in solch komplexen Prozessen nur schon deshalb sinnvoller, weil sich das Projekt mit einem Leitungsteam im Kollegium besser abstützen lässt.

Und eine allerletzte Empfehlung oder Forderung:
Ein so radikal angelegtes Modell in einem so langen Projektrahmen verdient nicht nur, sondern es braucht unbedingt eine WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG und AUSWERTUNG. Alles andere ist Verschleuderung von Kraft , Erfahrung, Kompetenz und Wissen. Zwar hatte semesterweise ein Team pro Klasse die Möglichkeit, eine Videodokumentation über die Arbeit der andern Teams zu erarbeiten - eine ausserordentlich ergiebige, oft auch sehr kritische Auseinandersetzung für die Evaluationsphase war damit gegeben -, aber diese interne Sicht kann keine wissenschafrliche Auswertung ersetzen.

Anmerkung:
Das Laptop, auf das ich hinsichtlich der bevorstehenden Pensionierung alle digitalen Dokumente zusammentrug, wurde mir gestohlen. Darauf ich "entsorgte" ich auch die altersschwachen analogen Videobänder sowie sämtliche Bild-, Ton- und Textoriginale - auch an der Pädagogischen Hochschule war kein grösseres Forschungsinteresse für radikales eigenständiges Lernens und Weiterbildung von Dozierenden fin selbstorganisiertem Lernen auszumachen als am Gymnasium.

zu den Modellbeschreibungen /
F A K T E N
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Schluss des R U N D G A N G s:

über
medialogos


Stand: 12. 12. 05
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