Die
Reihenfolge der Semesterthemen ist für
Nichtgermanist/innen kaum direkt einsehbar. Auf
Anhieb könnte ein Start mit dem für
Pubertierende wohl schwierigen Thema des
ersten
Semesterprojekts, nämlich
Lyrik,
als heikel erscheinen. Doch gerade der
mehrschichtige Umgang mit sprachlich verdichtetem
"Gefühl" und die produktorientierte
Auseinandersetzung im Zusammenhang dieser
literarischen Zeichen mit den eigenen Gefühlen
eignet sich hervorragend als Einstieg in die
gymnasiale Ausbildung - aber ebenso für die
Einführung in die Methodik teamgesteuerten
selbständigen Lernens. Am Beispiel des
"Projekts
Lyrik"
lässt sich Konkreteres zur Grundidee dieser
Methode und zu Aufbau resp. Ablauf eines
Semesterprojekts aufzeigen. Das zweite
Semesterprojekt
thematisiert Fragen der Kommunikation. Weil
Fähigkeiten und Kenntnisse zur Problematik
"reden und redenlassen" den Erfolg teamgesteuerten
selbständigen Lernens zentral mitbedingen,
gehören diese Thematik zum Fundament des
ersten Schuljahres.
Das dritte
Semesterthema
"Theater" ermöglicht es, den Klassenverband
gegenüber der inzwischen vertrauten Dimension
der Arbeitsgruppe zu betonen. Zur Textsorte
"Theater" gehört immanent eine mehr oder
weniger öffentliche, jedenfalls auf Publikum
ausgerichtete "Aufführung". Diese verlangt und
trainiert nebst der gestalterischen Aufgaben auch
umfassende organisatorische Kompetenzen. Das
vierte
Semesterthema "Romane"
muss nicht unbedingt alsKonzession an den Kanon
traditionellen Deutschunterrichts gesehen werden,
doch dieser Themenbereich erlaubt - stärker
jedenfalls als die auf produktive Kooperation im
Klassenverband angelegte Theaterarbeit - , den
Codex mehr oder weniger "anerkannter" Romanen im
Vierer-Team zu erarbeiten und der Klasse
vorzustellen: wenn also jedes Team zwei Romane
gründlich erarbeitet und zudem drei weitere
summarisch präsentiert, ergibt das pro
Schüler/in genaue Kenntnis zweier epischer
Werke und detaillierten Einblick in zwölf
Romane oder Novelle, nebst achtzehn summarisch
bekannter Titel - gewiss genug "Enkulturation" und
praktische Vorbereitung im Hinblick auf die
Maturitätsprüfung und die dort verlangten
zehn bis zwölf Maturawerke.
Im
fünften
Semesterprojekt ist
ein modernes erweitertes Textverständnis zu
entwickeln, zu welchem gleichermassen Text , Ton
und Bild gehören, also auch die audiovisuellen
Konzepte von Soaps, Talks, Tagesschau und Werbung,
nebst den inzwischen fast schon zum Kanon
gehörigen Textsorten Hörspiel und Film.
Anders verhält es sich mit dem
sechsten
Semesterprojekt. Weitestgehende
Selbstbestimmung erhalten die Schüler/innen
erst bei diesem Projekt. Selbstverständlich
kann es im Hinblick auf die Maturaprüfung,
aber auch zwecks blosser Repetion, resp. zur
Behebung einer vom Team oder Einzelnen weniger
erfolgreich bewältigten Thematik, eingesetzt
werden - oder aber das sechste Projekt dient der
Erforschung einer ganz persönliche
Betroffenheit garantierenden Thematik im engeren
oder weiteren Umfeld des
Deutschunterrichts.
Klar, dass im
Abschlussjahr speziell das
siebte Semesterprojekt,
das systematisch die Kenntnis der
Literaturgeschichte zusammenträgt und
ergänzt, deutlich wie keine andere
Semesterthematik auf die Maturaprüfung
ausgerichtet ist. Aber auch das
siebte Semesterprojekt soll
mit der Fokussierung auf Linguistik auch
weitergreifend Richtung Sprachphilosophie den
gymnasialen Allgemeinbildungscharakter dieses
Deutschunterrichts zur Geltung bringen.
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