Medien-Pädagogik
in der Wissensgesellschaft


Medienwandel durch Digitalisierung


Die nachfolgende Grafik visualisiert den Vormarsch digital operierender Systeme (graues Feld). "Digitalität als eine besondere, als eine neue Form der Gewinnung, Verarbeitung und Verwendung von Information ist die eigentliche Innovation und Grundlage" des laufenden Medienwandels, denn digital operierende Systeme besitzen nicht nur für die Etablierung von Kommunikation, sondern auch für deren Kontrolle eine tragende Funktion (J.Bittner, S. 15 f), Die Grafik betont darum die beherrschende Stellung des Neuen Mediums Computer und des Internets, das aus der gleichberechtigten Vernetzung sämtlicher mittels Telekommunikation zusammengeschlossener Rechner resultiert. Und sie verweist dabei insbesondere auf das Zusammenwachsen aller Medien, resp. die Einverleibung und Verschmelzung (Konvergenz) der traditionellen (rotes Feld) mit den Neuen Medien im Gefolge von Digitalisierung, Tele- und Mobilkommunikation.

Die Grafik will angesichts des unaufhaltsamen Vormarschs der Informationstechnologien den Bildungsinstitutionen dringend empfehlen, die medienpädagogischen Erkenntnisse aus dem Umgang mit Massenmedien sicherzustellen, das heisst, diese forschungsgeleitet zu revidieren und praxisorientiert in die Ausbildungs- und Weiterbildungsinstitutionen zu integrieren und dort strukturell als umfassende Medienbildung zu verankern.

 

Die hier vorgelegte Darstellung plädiert für Revision und Aufwertung der Medienpädagogik und soll Sie im Sinne einer einführenden Argumentation für bereits vollzogene und künftige fundamentale Veränderungen in der Medienlandschaft und den damit zusammenhängenden Wandel der Konsumgewohnheiten heutiger Jugendlicher und Erwachsener sensibilisieren. Darum wird die historische Herkunft mitsamt den Entwicklungstendenzen der hier aufgelisteten "alten Medien" mehr oder weniger abrissartig aufgezeigt.

BRIEF

Die Notwendigkeit medienpädagogischer Betrachtung lässt sich vorzüglich am Medium "Brief" demonstrieren. Bezeichnenderweise finden Sie es in der obenstehenden Grafik weder im roten Bereich der traditionellen Medienpädagogik, die sich vordringlich für Massenmedien interessiert, noch in den grauen Feldern der Informations- und Kommunikationstechnologie, die sich kaum um kultur- und sozialgeschichtliche Herkunft oder Nutzungsformen und Wirkungen technologischer Produkte kümmert. "Briefe" wurden dennoch über Jahrhunderte hinweg massenhaft geschrieben, verschickt und gelesen - und bis zur Erfindung des Telegraphen war der Brief nahezu das einzige Medium, um über Distanzen hinweg mit anderen Menschen in Kontakt zu treten oder Beziehungen aufrecht zu erhalten. Dennoch interessierten sich für Briefe bisher lediglich Literaturhistoriker und Geschichtsforscher, allenfalls die Sozialwissenschaft, betrachtet wurde primär aber nur deren Inhalt.

Telegramm
FAX

Das radikal Neue digitaler Briefe in Gestalt von E-Mail, teils auch von SMS, ist ja nicht nur, dass dank Digitalisierung und mobiler Telekommunikation die Briefbotschaft sowohl mit Fotos und Ton angereichert (MULTIMEDIA), als auch jederzeit und praktisch überall verschickt und empfangen, und ausserdem auch noch mühelos in synchrone Telephonie überführt werden kann (KONVERGENZ). Entscheidend aus Sicht der Medienpädagogik ist hingegen die neue kommunikative Qualität dieser gewissermassen "persönlichen Medien", der eine auf Massenmedien fixierte Medienpädagogik niemals gerecht werden könnte. Johannes Bittners varietätenlinguistische Dissertation von 2003 (siehe Literaturliste) zeigt diese neue Sichtweise fast schon mustergültig am Beispiel der E-Mail, der wohl mit Abstand populärsten digitalen Kommunikationsform, indem er die E-Mail-Kommunikation eines Betriebs mit permanenter Internetanbindung untersucht, in der neben beruflicher auch private Nutzung stattfindet.

e-MAIL
SMS

Dabei führt er einerseits die festen, technisch prädefinierten Formen der makrostrukturellen Gliederung der E-Mails und der e-Mailprogramme vor und wie sie die kommunikativen Strukturen prägen, anderseits beschreibt er den kontextuellen Einfluss von Kommunikationssituation und Kommunikationsbedingungen, unter denen eine andersartige sprachliche Realisierung mit emulierter Mündlichkeit, anderen Normen sprachlicher Wohlgeformtheit und kreativer Umgang bis zu sprachspielerischer Verwendung dieser Kommunikationsform möglich wird.

BUCH

Noch immer höchste Reputation als Leitmedium der Kulturgeschichte geniesst das handgeschriebene, das gebundene und selbst noch das gedruckte Buch, das vor seiner industriellen Produktion im 19. Jahrhundert das Privileg vermögender und gebildeter Stände und somit im Besitz von Klerus, Adel und Bildungsbürgertum war. Erst dank der Drucktechnik, insbesondere dem Schnelldruck mit Metall- und Zylinderpresse und spätestens seit dem Rotationsdruck und dem Taschenbuch ("Paperback") avancierte das Buch zum bislang effizientesten "Massenmedium". Aufschlussreich darum auch seine rund 2000-jährige Entwicklung aus den Trägermaterialien Papyrus (Buchrolle), Pergament (Codex) und Papier über das auditive Hörbuch und den elektronischen Ausgaben CD-Rom, DVD, bis hinauf zu den vielversprechenden, aber immer noch unbrauchbaren eBook-Protypen der Firma E-Ink. Medienpädagogische Kernstücke sind dabei sowohl die ökonomische Struktur (Verlag und Vertrieb) der Ware "Buch" wie deren gesellschaftliche Verwertung (Instanzen des "Literaturbetriebs" wie Buchhandel, Buchclubs, Bibliotheken, Lesegesellschaften und alle Formen der Literaturkritik). Die Buchproduktion verlangt so viel Kapital und technische Investition, dass der Absatz des Buches noch immer von massgebender Bedeutung ist - selbst angesichts der telekommunikativen Formen des "print on demand".
(Nach Hans-Dieter Kübler; "Buch", in Grundbegriffe Medienpädagogik, hrsg. von Hüther/Schor´b, S,43 ff)

ZEITUNG
und
ZEITSCHRIFT

Neben dem Buch interessiert sich Medienpädagogik auch für die "gedruckten Periodika"; sie wurde damit in den späten 60ern zur Wegbereiterin für das germanistische Interesse an Profanliteratur. Aus Publizistik und Kommunikationswissenschaft übernommen werden dabei die Wesensmerkmale wie Publizität (öffentliche Zugänglichkeit), Aktualität (Abstand zwischen Bericht und Ereignis), Periodizität (Regelmässigkeit des Erscheinens), Universalität (thematische Vielseitigkeit) und Schriftlichkeit (Druck) sowie die Gattungstypologie Tages- oder Wochenzeitung (mehrmals oder nur einmal pro Woche, lokal/regional oder überregional, in Abonnement oder Strassenverkauf errscheinend mit aktuellem politischen Teil und universellen Nachrichten) , Zeitschrift (mind. viermal pro Jahrerscheinende Periodika mit kontinuioerlicher Stoffdarbeietung) oder Anzeigenblatt (unbestellt und unentgeltlich verbreitetes periodisches Druckwerk vorwiegend aus Anzeigen bestehend) . Verdienstvoll ist die Sensibiliserung für die ambivalente Struktur der PRESSE als privatwirtschaftlich organisiertes Erwerbsunternehmen, das "Annoncenraum als Ware produziert, die nur durch einen redaktionellen Teil absetzbar wird" (Karl Bücher, Leipzig 1916), dem aber zugleich vom Gesetzgeber eine bedeutsame öffentliche Informationsaufgabe zuerkannt wird. Trotz starker Konzentration herrscht noch immer eine hohe Titelzahl, auch wenn die Marktsättigung kaum mehr Neugründungen zulässt - abgesehen von Gratiszeitungen (ausschliesslich über Anzeigen finanziert und öffentlich ausliegend) in bahnstarken Ländern wie z.B. der Schweiz und Oesterreich.

Als Stärke insbesondere der Tageszeitung gilt nach wie vor die unübersehbare Lokalgebundenheit. Die Tageszeitung hat zwar inzwischen ihr Monopol auf Lokalinformation verloren und konkurriert diesbezüglich mit Hörfunk, Anzeigenblätter und Online-Angeboten; ausserdem macht das Fernsehen der Zeitung seit längerem auch die Unterhaltungs-funktion streitig. Viele Funktionen sind aber eng mit den materiellen Eigenschaften des Mediums verknüpft: Zeitung und Zeitschrift passen in jede Tasche, können an jedem Ort über eine "leeere Viertelstunde" hinweg helfen
(vgl. Titel "20 Minuten"), bieten etwas wie Rückzugsraum und ein gewisses Sozialprestige. Dieses Medium ist ein Stück Gewohnheit, gehört zum Tagesablauf von rund Drei Vierteln der Bevölkerung und wird i.d.R. immer zur gleichen Zeit genutzt. Die Zeitung vermittelt nicht nur den lokalen Alltag, sie hat auch eine Ueberblicksfunktion: sie wählt, gliedert und ordnet die Inforamtionen danach, welche Themen in der Gesellschaft für wichtig gehalten werden. Darin besteht ihr gesetzgeberisch von Land zu Land anders geordneter öffentlicher Auftrag.

Anders die Zeitschriften, deren Angebote unüberschaubar scheinen, weil sie Fach- und Spezial-Informationen liefern und kein Interesse denkbar ist, das nicht mit einer Zeitschrift bedient würde. Der Anteil von Nichtlesern, also derjenigen, die von keiner einzigen Zeitschrift erreicht werden, liegt denn auch unter einem Prozent. Diese Vielfalt und Verspartung kommt den Wünschen der Werbewirtschaft entgegen. Je genauer ein Zeitschriftenverlag die Zielgruppe für eine Anzeige generiert, um so geringer sind die Streuverluste für den Anzeigenkunden. Einerseits liefern Zeitschriften einem mitunter sehr eingeschränkten Personen- und Interessenkreis Fach- und Spezialinformationen, anderseits konkurrieren weitverbreitete Zeitschriften als "Bunte Blätte"r mit den Boulevardformaten des Fernsehens, indem sie sich über Höhen und Tiefen der Hochglanzwelt von Fürsten, Stars und Sternchen verbreiten. Solche Zeitschriften werden aber i.d.R. nur beiläufig gelesen und flüchtig durchgeblättert. Wohl auch darum werden sie von der Kommunikationswissenschaft - trotz ihrer erstaunlichen Reichweite - eher stiefmütterlich behandelt - mal abgesehen von Spitzenreitern medienpädagogischen Interesses wie "Bravo" und "Bravo Girl".
(Nach Michael Meyen, "Presse", in Grundbegriffe Medienpädagogik, hrsg. von Hüther/Schor´b, S,358 ff)

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Stand: 11. 3. 06
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